Aus Bremerhaven wurde Den Helder
Bericht und Fotos von Christiane Wilms & Ralph Meckes
Der angekündigte 2. Streik der Schleusenmeister, der auch unsere Strecke nach Bremerhaven über die Weser betrifft, veranlasst uns spontan, einen Abend vor unserer Abfahrt die Reiseroute zu ändern. Wir hätten sonst genau während des Streiks zwischen den Weserschleusen festgelegen. Und 4 Tage warten bei dem Trip, den wir in den 3 Wochen Urlaub machen wollten, sind schon viel.
So wird auf dem Weg zum Hafen noch eben eine aktuelle Ijsselmeerkarte gekauft. Und dann geht es nicht Richtung Münster sondern wir biegen in den WDK ab. Auf dem Weg zum Dattelner Meer kommt uns die Sirius mit Peter und Mecki entgegen, die auf der Heimfahrt sind. Nach einer halbstündigen Wartezeit vor der Schleuse können wir mit einem Koppelverband durch diese und die nächsten zwei Schleusen mitfahren. In Dorsten und Hünxe schleusen wir alleine und machen am Wartesteiger in Friedrichsfeld Feierabend.
Am nächsten Morgen geht es früh weiter, wir nutzen die Chance, dass ein Berufsschiff gerade in die Schleuse fährt und können mit einfahren. Dann geht es den Rhein zu Tal. Uns ist aufgefallen, dass viel mehr Flußkreuzfahrtschiffe unterwegs sind als sonst. Auch im Panerdens Kanal begegnen und überholen uns einige. In Arnheim am Nederijin wird es etwas wuselig, als zu den 7 dort bereits liegenden 2 weitere festmachen wollen und vor uns manövrieren.
Der Amsterdam Rijn Kanal zeigt sich frühmorgens friedlicher als erwartet. Nachdem wir mit einem Kreuzfahrtschiff und 3 weiteren Sportbooten geschleust haben, kommen wir bei der Ausfahrt an mindestens 15 Stillliegern der Berufsfahrt vorbei. Die anderen vor uns geben Gas, so dass sie bald weit voraus sind und sich auch das Wasser wieder etwas beruhigt. Es ist wenig Betrieb, vielleicht liegt es daran, dass wir heute Sonntag haben. Aber das ändert sich ab der Einmündung des LEK -Kanals. Dort ist wesentlich mehr los und die „Größte Badewanne“ Hollands machte ihrem Namen alle Ehre. In Utrecht kommen uns zwei Renner entgegen, die solche Wellen machen, dass die ersten Sachen fliegen. Eines der vielen Kreuzfahrtschiffe mit einem besonderen Antrieb hat auch wieder einige richtig große Wellen für uns. Und wir sind sehr erstaunt, als uns der Koppelverband “Leendert S“ beladen entgegenkommt, mit dem wir im WDK erst 2 Tage vorher leer geschleust haben.
Auf dem letzten Stück des Amsterdam-Rijn -Kanals wird es ruhiger, hier gibt es wieder natürliche Uferböschungen. Schluss für heute ist im Yachthafen des „WSV Het nieuwe Diep“, wo wir auch Diesel bunkern. In der Nähe des Yachthafens gibt es einen Campingplatz mit Restauration und ganz witzigen „ Schlafkabinen“.
Am nächsten Morgen geht unsere Fahrt durch den Amsterdamer Hafen weiter. In der Höhe des Sixhaven geht der Noordhollandskanaal ab, eine der Verbindungen Richtung Norden. Wir fahren weiter am Bahnhof vorbei, wo die Fähren kreuzen, an einigen Zijkanälen und haben auf dem Stück auch zweimal die Begegnung mit Tragflügelbooten.
Der letzte Zijkanal geht in die NauernascheVaart über mit einigen beweglichen Brücken. Das ist unser Weg Richtung Norden und wir treffen am Alkmaarder Meer wieder auf den Noordhollandskanaal , auf dem wir Alkmaar erreichen. Das ist berühmt für seinen Käsemarkt, der leider nur freitags stattfindet. Wir bekommen einen netten Liegeplatz in der Stadt, in der es auch einige andere Dinge zu sehen gibt.
Unser Liegeplatz ist bei der Marine Watersportvereinigung im Binnenhafen, nicht weit vom Museumsbereich Willemsoord. Dort gibt es auch einen neuen Yachthafen mit anschließendem Wohnmobilstellplatz. Wir schauen uns das Museum mit den verschiedenen interessanten Ausstellungen an, zu denen auch einen U-Boot gehört.
Von Den Helder geht es über den Balgzandkanaal, das Amstelmeer und weitere Kanäle bis Medemblick. Als sich bei einer der kleinen Schleusen auf dem Weg dorthin die Tore öffnen, sehen wir allerhand „Treibgut“ in der Schleuse schwimmen. Wir tasten uns vorsichtig daran vorbei und kommen auch ohne Blessuren wieder aus der Schleuse raus.
Wir sind gerade in der Einfahrt nach Workum, da fängt es an zu regnen. Aber es ist nur ein Schauer und als wir an der Stadtkade anlegen, ist es schon wieder vorbei. Hier herrscht reger Verkehr und wir haben Glück gehabt, dass wir so früh da gewesen sind und einen schönen Platz bekommen haben. Beim abendlichen Spaziergang entdecken wir eine Boots- Tankstelle und beschließen, am nächsten Tag bei der Weiterfahrt dort zu bunkern.
Mit Öffnung der Brücken am nächsten Morgen um 9.00 Uhr geht es weiter zur Tankstelle. Dort ist schon jemand vor uns dran und so müssen wir warten. Wir füllen sehr preisgünstig unsere Dieseltanks, bevor unsere Fahrt weiter über das Heeger Meer und Ijlst bis Sneek geht. In Ijlst erwischen wir gerade noch die bewegliche Brücke bevor der Brückenwärter in die Mittagspause geht.
Mit der Marekrite an Bord geht es ins Sneeker Meer, an einen der schönen Stege dort. Wir bleiben den ganzen Tag alleine und können das Treiben auf dem See beobachten. Erst spät abends legt ein Segler direkt vor uns an, obwohl noch einige andere Plätze frei sind. Und wie sich herausstellt, sind es auch noch Bekannte.
Unsere Fahrt führt uns weiter Richtung Wildervanckkanaal bis Veendam. Auf dem Weg dorthin über das Winschoter Diep sehen wir ein Hinweisschild Richtung Deutschland. Wie sich herausstellt, gibt es seit 2008 eine neue Fahrt, die vom Zuidlaarder Meer bis Veendam-Bareveld führt, so dass man die Durchfahrt durch Veendam umgeht. Aber auch hier gibt es durch Brückenwärter begleitete Fahrt durch die Kanäle.
Wir fahren durch Veendam mit seinen drei Schleusen und laut Infoblatt 32 Brücken. Uns voraus fährt ein 15 m Boot und zu zweit klappt es sehr gut. Die Brückenwärter, die uns im Wechsel begleiten, müssen bei den Temperaturen ordentlich schwitzen. Am Ende des Kanals heißt es Feierabend für üheute, der Stadskanaal ist zu und morgen um 8.00 Uhr geht es ab der ersten beweglichen Brücke weiter. Wir liegen mit anderen an der Wiese, entdecken aber nicht weit entfernt neue gute Steiger an der Einmündung des Grevelingskanaal, über den man vom Zuidlaarder Meer kommt.
Am nächsten Morgen liegen wir vor der ersten Brücke, hinter uns kommen noch zwei weitere Boote und so geht es zu dritt durch den Kanal. Kurz danach kommt die erste von 7 Schleusen. Die Schleuse wird nach der Einfahrt breiter, die Wände sind schräg nach innen und direkt unter der Wasserlinie ist eine etwas breitere Kante, die wir auch eben berühren. Von dort geht es weiter durch Brücken und eine weitere Schleuse, bis vor der Eurobrug in Stadskanaal erst mal Pause ist.
Um 10.00 Uhr geht es pünktlich weiter, zwei weitere Boote schließen sich an, und so sind wir in den nächsten Schleusen zu fünft. Mittlerweile sind wir auf dem Musselkanaal, an dessen Ende eine scharfe Kurve und direkt danach eine Schleuse ist. Wir fahren vorneweg und in der Kurve kommt uns auf unserer Seite ein dickes Plattbodenschiff entgegen, das auf unser Signal nicht reagiert. Da sind es ein paar Zentimeter Luft, die dank Ralphs Fahrmanövers eine Karambolage verhindern. Und vor der Schleuse ist wieder mal Schluss, Mittagspause des Schleusenmeisters. Von dort geht es dann mit 4 Booten weiter und es läuft so gut, dass wir beschließen, doch nicht in Ter Apel zu bleiben, sondern durchzufahren bis Haren. Mit 3 Booten, eines davon aus der neuen Veenfahrt kommend, fahren wir in den Haren- Rütenbrock-Kanal ein. Direkt am Anfang befindet sich eine Strassentankstelle mit Tanksteiger für Boote und wir können zum Superpreis von 1,34.9 bunkern.
Auch durch diesen Kanal klappt die Fahrt mit den anderen gut, so dass wir kurz vor 18.00 Uhr im Harener Yachthafen einlaufen. Dort erwartet uns beim Hafenmeister die nächste Überraschung. Es ist wieder ein Schleusenstreik angesagt und wir müssen unsere Planung ändern, wenn wir nicht 4 Tage vor irgendeiner Schleuse warten wollen. Also nur eine Nacht Haren, und dann in 2 Tagen bis Bevergern. Auf diesem Weg liegt auch die Schleuse Hüntel, wo im Moment mit der alten Kammer, also der Dalbenschleuse, geschleust wird. Das war für mich das erste Mal in solch einer Schleuse.
Von dort geht es am nächsten Tag weiter mit Ziel Osnabrücker Yachtclub und hier verbringen wir zwei schöne Tage. Mit dem Zug geht es einen Tag
in die Osnabrücker Altstadt .
Am nächsten Tag geht es weiter. Mit einem Übernachtungstop in der alten Fahrt Hörstel geht es zur Marina Fuestrup. Auch dort verbringen wir zwei ruhige Tage, um am Freitag in Ruhe den Heimathafen vor der alten Schachtschleuse anzulaufen. Auf der Heimfahrt begegnen uns an der alten Fahrt Hiltrup zwei Vereinskollegen auf dem Weg in den Urlaub.
Trotz einiger Planänderungen ist es wieder ein erholsamer und interessanter Urlaub gewesen.
Etwas Statistik: Strecke: ca. 850 Km in 21 Tagen
Brennstoff : 335 Liter Diesel
Betriebsstunden: 96 entspricht einem Verbrauch von 3,5l/h
Schleusen : 43
Bewegliche Brücken : 153, wovon 109 für uns geöffnet werden mussten,
44 konnten wir durch „ Abbauen“ so passieren