Veenfahrt von Ossenzijl ins Ruhrgebiet

Eine Schleusen - Brücken und nochmals Schleusentour

Bericht und Fotos von Brigitte & Gerd Stemberg

Wie immer in den letzten Jahren starten wir auch in diesem Jahr zu Tour von unserem Hallenliegeplatz in der Contessa-Marina in Ossenzijl/Friesland  zu unserem Heimatjachtclub, dem MBC Lünen, der im Unterwasser der alten Schachtschleuse Henrichenburg in Datteln/Waltrop beheimatet ist.

Entgegen der sonst üblichen Fahrroute über den Princes Margeriet Kanal, Delfzijl, den Dollart und dann die Emsmündung und den ganzen Dortmund-Ems-Kanal, haben wir uns diesmal für die neue Fahrroute, die neu eröffnete Veenroute , entschieden.

Heute am Starttag erfahren wir im Wetterbericht, dass sich eine Warmfront und eine Kaltfront über uns zusammenbraut und wir uns mit einer starken Wolkenbildung,  starken Wind und Regengüssen auseinandersetzen werden müssen.

Die Fahrt mit unserer Contessa 45 verläuft zunächst ruhig von Ossenzijl nach Steenwijk. Hier im Stadthafen machen wir dann noch eine Pause und versorgen uns in einem nahegelegenen Supermarkt noch mit dem nötigen Proviant für die nächsten Tage.  Während wir den Supermarkt besuchen geht dann auch eines der angekündigten Regenschauer über uns herunter.

Danach geht die Fahrt dann zügig weiter über Giethorn und wir erreichen bereits nach gut vier Fahrstunden die Beukerssluis.

Das Schleusen geht hier recht schnell und wir können danach nach links in das Meppeler Diep einbiegen. Nach wenigen Kilometern erreichen wir dann auch die Einfahrt zur Hoogeveenschenfaart. Wir hatten geplant heute noch die zwei nächsten Schleusen zu schaffen um dann vor Hoogeveen für die Nacht fest zu machen.

Die Rogatschluis wurde dann auch zügig durchfahren und wir fuhren bereits um 16:40 Uhr im Unterwasser der Ossesluis ein. Hier erfuhren wir dann über unserem UKW – Fung vom Schleusenmeister, dass wir heute wohl nicht mehr geschleust werden, da sonst sein Feierabend um 17:00 Uhr nicht eingehalten werden kann. Er hätte dann ca. 10-15 Minuten länger arbeiten müssen.

Obwohl wir im Unterwasser keine Anlegemöglichkeit hatten wurden wir abgewiesen und mussten eine halbe Stunde wieder zurückfahren zur Rogatsluis um dort an den im Oberwasser vorhandenen Anlegemöglichkeiten für die Nacht fest zu machen.

Am nächsten Tag starten wir bereits um 8:20 Uhr um dann gegen 9:00 Uhr die uns gestern versagte Schleusung zu erledigen. Danach geht es zügig weiter Richtung  Hoogeveen. Bereits kurz vor 12:00 können wir im Unterwasser der Nordersche Schutzsluis  festmachen und müssen hier noch einen Schleusengang abwarten um dann, obwohl bereits die Mittagspausenzeit  erreicht ist, doch geschleust zu werden.

Nach einer Mittagspause im Oberwasser der Schleuse fahren wir dann in der verengten Hoogeveenschen Fahrt weiter und werden immer von einem sehr freundlichen Brückenpersonal begleitet. Die Fahrt geht so zügig und gut organisiert, dass wir an keiner Hebebrücke warten müssen.  An dieser Stell ist hier sicherlich ein Lob an das Schleusen- und Brückenpersonal auszusprechen.  Wir fahren ohne Wartezeiten und erreichen bereits um 16:30 Uhr New Amsterdam die Schleuse Erika, das Tor zur eigentlichen Veenfahrt. Hier erklärt uns der freundliche Schleusenwärter, dass wir heute unser Tagesziel, Klaziaveen wohl nicht mehr erreichen werden können, weil auch hier die Brückenöffnungszeiten nicht mehr ausreichen um heute noch die Passage nach Klazinaveen  zu schaffen.

Nach einem Telefongespräch kam der Schleusenwärter dann noch einmal zu uns zum Schiff und erklärte, dass die Kollegen noch ein paar Minuten länger dableiben und uns somit heute doch noch den Rest der Reise zu unserem Tagesziel in Klazinaveen ermöglichen. Um 17:30 Uhr können wir dann wie geplant im Unterwasser der Oranjesluis  für die Nacht festmachen.  Ein sehr ruhiger Liegeplatz mit Stromanschluss und sehr guten Sanitäranlagen.

Pünktlich wie angekündigt öffnen sich bereits um 9:00 Uhr die Schleusentore und wir können unsere Reise fortsetzen.  Alles  läuft wie gestern reibungslos und wir passieren bereits nach 1 ¼ Stunde einen weiteren Höhepunkt, die Koppelschleuse im Veenpark. Die festen Brücken, die in den uns vorliegenden Routenbeschreibungen mit einer Durchfahrthöhe von 3,50 m angegeben sind durchfahren wir mit abgeklappten  Geräteträger mit einer Höhe oberhalb des Wasserpiegels von 3,65 m.

Bei den Durchfahrten ist aber dann der Spielraum zwischen Oberkante Persenning und Unterkante der Brücken auf 2-4 cm begrenzt. Bei der Durchfahrt durch den Veenpark haben wir es bedauert, dass wir uns hier nicht einen Tage Zeit nehmen konnten.  Das historische Museum und der Park an sich haben schon jetzt die Entscheidung reifen lassen, hier zumindest einen Tag Pause einzulegen wenn wir wieder einmal die Veenfahrt machen sollten.

Die wegen der Mittagspause geschlossene Viertorenbrugg, eine Hubbrücke,  veranlasst uns hier an den Wartestegen zur Mittagspause festzumachen. Auch hier ist die Durchfahrtshöhe wieder mit 3,50 m angegeben. Als wir die Fahrt dann fortsetzen um die Brücke zu durchfahren, stellen wir dann, obwohl wir schon halb unter der Brücke durchgefahren waren, fest, dass die Höhe nicht ausreicht und ca. 2-3 cm fehlen.  Ein schnell eingeleitetes Rückwärtsfahrmanöver verhinderte, dass keine Schäden an der Persenning  eingetreten sind.

 

 


Danach bekam dann zunächst der Gegenverkehr das Grünlicht zur Durchfahrt und danach wurde die Brücke dann geschlossen um dem wartenden Autoverkehr die Weiterfahrt zu ermöglichen.  Als die Brücke dann wieder für uns geöffnet werden sollte trat an den Computersystem ein Fehler auf und die Brücke konnte nur noch bis auf eine Durchfahrtshöhe von 3,10 m gehoben werden. Trotz fieberhaften Bemühen konnte der Schaden nicht behoben werden. Nach ca. einer Stunde haben wir dann die Persenning komplett abgebaut und konnten somit unsere Überwasserhöhe auf 2,98 m reduzieren.

Da die Brückenlichter immer noch Doppelrot anzeigten haben wir uns erst bei dem Brückenpersonal die Genehmigung eingeholt mit der demontierten Persenning die Brücke durchfahren zu dürfen. Die hier vertane Zeit sollte und uns dann später noch  fehlen, um unser geplantes Tageszieldurch durch den Haren-Rütenbrock Kanal  den Jachthafen  des WSH Haren zu erreichen.

Nach der Verzögerung an der Viertorenbrugg  geht die Fahrt dann ohne weitere Vorkommnisse durch die schöne Veenlandschaft  auch Dank des immer freundlichen Brückenpersonals weiter. Um16:00 Uhr  bereits können wir bei  Ter Apel in den Haren-Rütenbrock-Kanal einbiegen. Kurz nach der Einfahrt in diesem Wasserweg , nachdem wir gerade die Staatsgrenze nach Deutschland überfahren haben stoppt uns eine geschlossene Brücke vor der ersten Schleuse in diesem Kanal.  Am Wartesteg erfahren wir dann nach telefonischer Rücksprache mit der Schleuse in Haren, dass es heute nicht mehr weiter gehen wird. In Haren ist um 18:00 Uhr Feierabend und wir hätten mindestens 2 ½ Stunden früher, also um 15:30 Uhr in dem Kanal einfahren müssen um noch die Strecke bis nach Haren zur Ems zu schaffen. Somit stand uns wieder eine ruhige Nacht im Unterwasser der Schleuse bevor.

Hier fehlte uns nun die vertane Zeit an der Viertorenbrugg.  Den nun freien Nachmittag nutzen wir zu einer Radtour mit unseren Bordrädern nach Ter Apel.

Da am nächsten Tag die vor uns liegende erste Schleuse im Haren-Rütenbrok-Kanal bereits um 8:00 Uhr öffnet können wir die Fahrt schon sehr früh fortsetzen. Wir fahren ganz allein und ruhig in Richtung Haren. Da ich mich heute Morgen mit der Bootspflege beschäftige fährt meine Frau das Schiff und berichtet immer wieder, dass das Schiff nicht gerade aus läuft. Sie muss ständig nach Backbord gegensteuern um eine Geradeausfahrt zu erreichen.

An der vorletzten Brücke vor Haren, ich fahre inzwischen wieder das Schiff muss ich das Schiff aufstoppen. Danach  treten Probleme mit der Schubkraft derart auf, dass wir nur mit sehr langsamer Fahrt die Schleuse in Haren erreichen. Wir entschließen uns noch zu schleusen um dann danach in die Ems ein zu biegen und in dem wenige hundert Meter entfernten Jachthafen des WSH Haren fest zu machen. Hier wollen wir dann der Sache auf den Grund gehen.                                                        Nach einem Gespräch mit dem freundlichen Hafenmeister, Herr  Hermann Schepers sind wir schon etwas beruhigter. Wir erfahren, dass es hier im Jachtclub einen professionell Taucher gibt, der von Herrn Schepers informiert wurde und seinen Besuch bereits für den Nachmittag angekündigt hat.               

Pünktlich zur angekündigten Zeit um 16:00 Uhr war der Tauch Herr                 dann auch gekommen und hat sich vor den Tauchgang dann vorbereitet. Bereits nach kurzem Abtauchen kam dann das Ergebnis zu tage. Eine wohl ausgediente alte, sehr große Motorradfahrerlederjacke hatte sich in der Schraube verfangen und die Probleme verursacht. Die Jacke hatte sich derart  um die Schraube verfangen, dass diese mit einem Messer herausgeschnitten werden musste.

Dann erfuhren wir vom Hafenmeister eine weitere schlechte Nachricht indem er uns mitteilte, dass auf unserer weiteren, geplanten Fahrroute ab Montag 14:00 Uhr das Schleusenpersonal für eine Woche streikt. So verbleiben uns nur noch drei Tage bis zu unserem Ziel nach Henrichenburg  zu unserem Jachtclub. Wir mussten daher umplanen und die restlichen ca. 175 km anstelle in aller Ruhe in 5 Tagen nun in drei Tagen schaffen.

Wegen des bevorstehenden Streiks an den Schleusen in Westfalen starten wir daher heute bereits um 8:00 Uhr und folgen einem soeben in unsere Richtung fahrenden Berufsschiff aus den Niederlanden. Wir bleiben hinter diesem Berufsschiffer und machen eine zügige Fahrt. Bereits nach 8 Stunden Fahrtdauer haben wir mit dem Binnenschiff 9 Schleusen durchfahren und sind ca. 40 Höhenmeter empor geschleust worden.       Für die Nacht machen wir dann im Oberwasser der Schleuse Altrheine an einem Wasserwanderrastplatz fest. 

Der nächste Tag begann dann mit einem riesigen Schrecken. Als ich um 6:30 Uhr die Tür zum Achterdeck öffne begrüßen uns tausendfach Ameisen.  Die Eindringlinge hatten  sich über eine Mittschiffs angebrachte Festmacherleine eine Ameisenstraße geschaffen und bevölkerten nun alle Gangborde, Decksaufbauten und Achterdeck. Es dauerte fast 45 Minuten bis wir alle Ameisen mit einem Wasserschlauch von Bord gespült hatten.

Gegen 8:00 Uhr passierte wieder ein Berufsschiffer in unserer Richtung die Schleuse und wir haben uns dann erneut diesem Schiff angeschlossen und konnten somit die heute vor uns noch liegenden 2 Großschleusen Rodde und Bevergern zügig passieren. Der Berufsschiffer bog dann nach der Schleuse Bevergern in den Mittellandkanal ein und fuhr weiter in Richtung Berlin.

Wir fuhren gerade aus und erreichten gegen 12:15 Uhr unser Tagesziel, den schönen Jachthafen Alte Fahrt Fuestrop.              Hier wurden wir sofort von dem freundlichen Hafenmeister Klaus Novacki  begrüßt und es wurde uns ein Liegeplatz mit Längssteg auf der Ostseite des Kanalstiches zugewiesen.                                                                                                                 Der Aufenthalt  hier ist immer wieder angenehm. Um jedoch von der Ostseite zum Hafenbüro zu gelangen ist körperliche Anstrengung angesagt. Die Überquerung des Kanals erfolgt mittels der handbetriebenen Seilfähre  Christopferus  die uns dann ohne nasse Füße von Calais nach Dover überbringt. Am Abend genießen wir dann bei einem kühlen Bier an leckeres Abendessen in dem hier ebenfalls vorhandenen netten Speiserestaurant.

Wegen des angekündigten Streiks müssen wir diesen schönen Hafen leider bereits heute wieder verlassen und fahren rechtzeitig los um die restliche Etappe zu unserem Endziel zu schaffen.                                                                                             Bereits nach einer Stunde haben wir die letzte Schleuse in Münster auf unserer Reise durchfahren und können nun ohne weitere Hindernisse unsere Tour fortsetzen.

Trotz des starken Berufsschifffahrtsverkehr machen wir gute Fahrt und erreichen nun endlich unser Endziel , unseren Jachthafen im Unterwasser der stillgelegten Schachtschleuse Henrichenburg in Dattel Waltrop.

Um 16.15 Uhr machen wir an unserem Liegeplatz im Hafen des MBC Lünen fest. Eine erlebnisreiche Reise ist somit zu Ende.

 

Im Oktober werden wir dann unser Schiff wieder nach Holland bringen und dann die Fahrroute über den Rhein-Herne-Kanal, den Rhein, die Ijssel und das Swarte Water nach Ossenziel nehmen.                                                                                                      Ich  werde versuchen auch über diesen Törn dann zu berichten.

 

      

 

Gefahrene Km                                                         315

Gesamtfahrtdauer (Betriebsstunden):                          42,7 Stunden

Gesamtverbrauch Diesel                                            195,13 Liter

Dieselverbrauch pro Stunde incl. Heizung und

Warmwasser                                                          4,57 Liter

Dieselverbrauch pro km incl. Heizung                           0,61 Liter

Überwundene Höhendifferenz:                              ca. 65 Meter

Durchfahrende Hubbrücken                                       68

Durchfahrene Schleusen in Holland                             17

Durchfahrene Schleusen in Deutschland                      10