Text u. Fotos von Christiane Wilms & Ralph Meckes

Vagabund on Tour 2016

Den Plan,  nach Zeeland zu fahren, ändern wir kurzfristig, als sich herausstellt, dass wir eine Woche eher fahren können. Dadurch haben wir endlich mal die Chance, an der geführten Wattfahrt von BHV nach WHV des Landesverbandes Niedersachsen teilzunehmen.

Freitagnachmittag nach Feierabend geht es los Richtung Norden und wir übernachten an der Liegestelle Schmedehausen. 

Sonnenaufgang in Schmedehausen

Von dort geht es, wie im vergangenen Jahr, über die Stationen Bad Essen, Minden, Nienburg und Verden weiter. Unterwegs sehen wir unsere Vereinskollegen mit ‚Drøm‘,  ‚David‘ und ‚Chevignon‘.

 

David

Liegestelle in Minden

 

Den ersten Tankstop machen wir wie im letzten Jahr  beim Wassersport-Zentrum Oberweser, Weser Km 359,  diesmal bei gutem Wetter. Bei der Einfahrt in den Schleusenkanal der Sportbootschleuse Bremen springt die Ampel auf Grün und wir sehen ein Sportboot  in die Schleuse fahren. „Mal sehen, ob der auf uns wartet“. Kaum ausgesprochen sehen wir Rot und über Funk kommt die Aufforderung, in die große Kammer zu kommen, um mit einem Wasserbaufahrzeug zu schleusen. Dazu müssen wir aber erst mal das ganze Stück rückwärtsfahren, was wir schon in den schmalen Schleusenkanal eingefahren sind.

Es klappt und so geht es rüber in die große Kammer. Dort warten wir dann auch noch auf 2 große Yachten aus den Niederlanden, die sich über Funk gemeldet haben. Nun geht es runter, wir haben ablaufendes Wasser, denn hier begrüßt uns die Tide.

Am Schlachtesteiger wird es eng für uns drei, aber dank der aktiven Stegmannschaft werden Schiffe gezogen und geschoben, bis wir alle einen Platz finden.

Schlachtesteiger Bremen

 

Ein Bummel durch die Stadt und das Schnoorviertel steht auf dem Programm, anschließend gibt es Abendessen auf dem Pannkoekship Admiral Nelson, das ist schon ein Muss  beim Besuch in Bremen. Dort ist gerade auch eine Truppe mit Instandsetzungsarbeiten zu Gange.

Pannekoekship Admiral Nelson in Bremen

 

Abends erfahren wir von der sehr netten Hafenmeisterin, dass auf der Baustelle am Ufer vor 4 Tagen die Bombe gefunden wurde, die man dann durch die ganze Stadt transportiert hat, um sie anschließend außerhalb gezielt zu sprengen. Klar, dass dann auch alle Bootseigner, mit oder ohne Boot, den Steg verlassen mussten.

Baustelle an der Schlachte in Bremen

 

Am nächsten Morgen bestimmt die Tide unsere Abfahrtzeit. Wir haben das Glück, dass wir früh, so gegen 8.30 Uhr los können,  etwa 1 Stunde vor HW. Auf dem Weg nach Bremerhaven begegnen uns 3 große Schiffe, die von Schleppern bugsiert werden, um an ihrem Platz im Bremer Hafen anzulegen. 

Schiff auf dem Weg zum Bremer Hafen

THW unterwegs auf der Weser

 

Es ist einiges los, so kommt uns das THW entgegen und fährt seine Boote mal aus. Wir kommen dank des mittlerweile ablaufenden Wassers gut voran. Die beiden Schlepper, die ihre Arbeit im Hafen von Bremen beendet haben, überholen uns auf ihrem Rückweg nach Bremerhaven, aber mit sehr moderater Geschwindigkeit, so dass die Wellen nicht zu hoch ausfallen.

Als Bremerhaven in Sicht kommt, können wir außerhalb der Fahrrinne eine Abseil- und Bergeübung mit dem Hubschrauber beobachten.

Abseilübung vor BHV

Das Viermastschiff Sedov liegt am Kai der Seebäderkade.

 

Auf das Einschleusen müssen wir etwas warten, es kommt erst ein Bunkerboot raus, dann können wir mit mehreren Sportbooten schleusen. Wir finden im  hinteren Teil der Lloyd-Marina einen guten Platz, wo noch einiges frei ist. Zum Wochenende wird es dann auch dort voll.

Das Wetter und die Sicht sind gut, und so genießen wir als erstes den Ausblick von der Plattform des Atlantic-Hotels Sail-City. Man kann in der Ferne schemenhaft Schornsteine von Wilhelmshaven sehen. 

Blick übers Watt Richtung Wilhelmshaven

 

Außerdem wird auf der Weser gerade ein BW-Schiff von 2 Schleppern in den Fischereihafen gezogen. Später kommt noch das Wohnschiff ‚Wische‘ auf die gleiche Weise in den Hafen, es dient dort als Ersatzwohnung für Mannschaften, deren Schiff auf der Werft ist, z. B. die ‚Gorch Fock‘. Immer wieder sehen wir das Lotsenboot rausfahren. 

A 513 wir Richtung Fischereihafen geschleppt

 

Von einem der Lotsen, der gerade mit dem Pilotboot an der Lotsenstation ankommt, erfahren wir, dass es verschiedene Lotsen gibt. Der Seelotse begleitet die Schiffe von See bis vor den Hafen, der Hafenlotse  ist im Hafen zuständig und geht es weiter bis Bremen übernimmt der Flusslotse.

Das Pilotboot fährt raus

 

Wir besuchen diesmal das  Auswandererhaus, und erfahren dort viel über das frühere Hafengeschehen und die Menschen, die dort an Bord gingen, um in andere Länder zu reisen. Auch ein Besuch im Fischereihafen steht auf dem Programm, natürlich verbunden mit einem Fischessen.

Die Restaurants im Fischereihafen

 

Am nächsten Tag geht es mit den Fahrrädern über die beiden großen Schleusen zum Containerterminal, wo man von der aus Containern gebauten Aussichtsplattform einen guten Rundumblick hat. 

Aussichtsturm im Containerterminal

 

Weiter auf dem Weg um die Hafenbecken landen wir beim “Treffpunkt Kaiserhafen“, der letzten Kneipe vor New York, wie ganz groß über dem Eingang steht ( www.treffpunktkaiserhafen.de ). Sie ist sehr urig eingerichtet und die Speisekarte verspricht einiges. Wir gönnen uns einen Kaffee und den Blick auf den Kaiserhafen. Auf jeden Fall werden wir beim nächsten Besuch in Bremerhaven auch versuchen, das Essen und die Live-Musik  dort zu genießen.

 Treffpunkt Kaiserhafen

 

Beim Treffen im Hafenrestaurant  mit den Teilnehmern der Wattfahrt werden am Samstagabend die Einzelheiten besprochen. Und dann verabschiedet sich der Tag mit dem Blick auf das von den letzten Sonnenstrahlen angestrahlte  Atlantic-Hotel Sail City.

Atlantic –Hotel Sail City im Abendlicht

 

Kurz vor sieben am kommenden Morgen schleusen wir mit unserer Truppe und zwei weiteren Booten aus. Wir haben schon fast zwei Stunden auflaufendes Wasser, gegen das wir nun etwas außerhalb des grünen Tonnenstrichs  parallel zum Fahrwasser fahren.

Am Columbuskai entlässt das Kreuzfahrtschiff der Phönix-Flotte  MSAmadea‘ ihre Passagiere. MS ‚Albatros‘ legt gerade an und auf der Fahrt bis Tonne 43 begegnen uns noch MSArtania‘ und MS ‚Deutschland‘. Auf fast allen Schiffen haben schon Dreharbeiten zum -Traumschiff- oder der Serie -Verrückt nach Meer- stattgefunden. Auch Kümo’s und ein Containerschiff kommen uns entgegen.

Begegnung mit den Großen

 

Das Wetter spielt mit, wir haben kaum Wind, dafür ist es bedeckt und ein bisschen  dunstig.  Auf der Backbordseite kommt eine Sandbank in Sicht, dort tummeln sich Robben. Leider sind sie zu weit weg, um Einzelheiten zu sehen.

Beginn des Prickenweges

 

Nach Tonne 43 geht es hart backbord, wir sehen eine 3er Gruppe Pricken, die den Anfang des Prickenweges kennzeichnet. Teilweise  im  Zick-Zack Kurs und mit  manchmal nur 90 cm Wasser unterm Kiel (bei 125 cm Tiefgang) gelangen wir zum Mittelpriel. Von dort geht es zum nächsten Prickenweg über die Kaiserbalje. Hier ist dann schon etwas mehr an Wasser da und es begegnen uns einige Boote, die den Weg andersherum machen.

Die Pricken weisen den Weg

Begegnungen im Watt

Vagabund unterwegs im Watt

 

Die Hafenanlagen von Wilhelmshaven kommen langsam näher, die schwarze Wand hinter uns auch. Wir fahren wieder knapp außerhalb des  roten Tonnenstrichs auf die Wilhelmshavener Seeschleuse zu.

Eine dunkle Wand zieht auf

 

Im Vorhafen passieren wir einige Marineschiffe, denn WHV ist Marinestützpunkt. Wir brauchen uns nicht zu beeilen, wir sind früh hier und um 13.00 Uhr geht es in die Backbordkammer der Schleuse, in der Steuerbordkammer liegt eine der neuen Fregatten.

Auf dem Weg zur Schleuse in WHV

 

Hier in der Kammer sind Stege, mit Holz belegt und mit Kreuzpollern darauf für die Sportboote. Wie das immer so ist, wenn es anfängt zu regnen, ist man entweder gerade beim Schleusen oder man macht im Hafen am Steg fest. So auch hier, es fängt zu regnen an, zum Glück nicht so viel, wie die schwarze Front es angedroht hat. 

Steg in der Schleuse in WHV

 

Nach der Ausfahrt aus der Schleuse geht es vorbei an weiteren Marineschiffen und Docks bis zu unserem heutigen Ziel beim Jade Wassersportclub. Dort werden wir direkt mit Kaffee und Kuchen begrüßt. Danke hier nochmal an Fritz Kühl  und  Horst-Dieter Hoffmann für ihre gute Begleitung und natürlich an das Damenteam für diesen netten Empfang.

Wir wollen auf jeden Fall auch den nächsten Tag noch bleiben, um ein bisschen von Wilhelmshaven zu sehen.  An diesem Nachmittag geht es bei schönem Wetter erst einmal auf den Deich und zum Südstrand mit seinen Strandkörben und einigen Restaurants.

Südstrand von WHV

 

Auf dem Rückweg erfahren wir, dass  das Marinemuseum am Montag nicht zu hat, wie alle anderen Museen. Glück für uns. Der Besuch steht also für den nächsten Tag an.

Am kommenden Morgen beim Frühstück bekommen wir  zwischen leichten Regenschauern Kino der besonderen Art geboten. 

Die Kaiser Wilhelmbrücke wird geöffnet

 

Durch die geöffnete Kaiser Wilhelm-Brücke schiebt sich, gezogen von 2 Schleppern, ein Marineschiff in unser Blickfeld und fährt mehrfach Manöver von rechts nach links, mit Drehung und dann wieder von  links nach rechts. Wie wir von Fritz erfahren, werden Marineschiffe hier entmagnetisiert. Nachzulesen unter  ( http://www.deutsche-leuchtfeuer.de/nordsee/wilhelmshaven-grosser-hafen.html

Manöver zum Frühstück

 

Auch die Besatzung eines Hausbootes, das im Regenschauer aus dem EJK kommt, schaut nicht schlecht, weil es den Kurs der Fregatte kreuzen muss, um an seinen Liegeplatz zu kommen

Das Hausboot muss kreuzen

 

Als wir nach dem Frühstück das Marinemuseum besuchen, wird das entmagnetisierte Marineschiff an uns vorbei aus dem Hafen gezogen und an seinen Liegeplatz gebracht.  

Im Marinemuseum

 

Wir haben Glück mit dem Wetter und fahren nach der Besichtigung noch in die Stadt, um ein paar Einkäufe zu machen. Abends gibt es Backfisch am Südstrand in der Nähe des Nassauhafens. Dort überrascht uns ein Regenschauer, der den Parkplatz leicht flutet und als Bonbon danach einen schönen Regenbogen an den Abendhimmel malt.

 

Eine Front zieht auf 

Ein Regenbogen

Kutter fischt vorm Südstrand

 

Morgens um 8.00 Uhr öffnet die Brücke zum Ems-Jade-Kanal, und das ist dann unsere Startzeit am nächsten Morgen. Wir funken kurz vorher den Brückenwärter an und können direkt rüber kommen. Von da an geht alles automatisch, wenn uns die Brückenwärter nicht weiter begleiten, melden sie uns an den Nächsten weiter. 

Auf dem EJK

Brückenöffnung mit 2 Fahrbahnen

 

Wartezeiten haben wir nur vor den beiden Eisenbahnbrücken, diese sind halt wie überall Fahrplanabhängig.

Warten im EJK vor der Eisenbahnbrücke

Hier gibt es einen guten Wartesteiger vor der Eisenbahnbrücke

 

Auch in die Schleusen können wir sofort einfahren.  Unterwegs begegnen wir einem Arbeitsboot, das mit Instandhaltungsarbeiten am Ufer beschäftigt ist. Auch das muss sein.

Instandhaltungsarbeiten  im EJK 

Die neue Uferbefestigung ist gesetzt

Eindrücke vom EJK

 

So kommen wir heute bis Aurich, wo wir alles so vorfinden, wie Peter (unterwegs mit der ‚Sirius‘) es in seinem Bericht beschrieben hat. Wir haben für unseren Besuch in Aurich noch einen besonderen Tipp  von Freunden bekommen: Ihr müsst unbedingt in der Teestube am Mühlenmuseum  (www.teestube-kluntje.de) einen Tee trinken und ein Stück selbstgemachten Kuchen essen. Im Mühlenmuseum gibt es interessante Informationen aus der Geschichte und der sehr unterschiedlichen Nutzung  von Mühlen, wie wir bei unserem Besuch feststellen. Ostfriesisches Teegedeck und sehr leckerer, selbstgemachten Kuchen in den gemütlich und  geschmackvoll eingerichteten Räumlichkeiten der Teestube nebenan runden den Tag ab.

Teestube in Aurich

 

Um 9.00 Uhr am nächsten Morgen öffnet die erste Brücke, nachdem wir den Schlüssel beim Hafenmeister abgegeben haben und er den Brückenwärter informiert hat. Am Kai liegt auch die ‚Stadt Aurich‘, ein Fahrgastschiff, das sich gerade mit Fahrgästen füllt.  Fahrplanmäßige Abfahrt ist um 9.30 Uhr zur Tour nach Emden.

Wir sind da schon unterwegs, zusammen mit der Motoryacht ‚De Swel‘ unter Schweizer Flagge. So geht es wie gestern durch alle Brücken und eine Schleuse.

Kurz vor dem Abzweig des Verbindungskanals in Emden sehen wir von hinten die ‚Stadt Aurich‘ aufkommen, die mit hohem Tempo und dementsprechend heftigen Wellen unseren Hintermann überholt und ziemlich weit ans Ufer drängt. Ein paar Minuten später haben wir sie im Nacken, keine Schiffslänge entfernt.

Die Stadt Aurich kommt auf …

45  ….und sitzt uns im Nacken

 

Der Schiffsführer hat nicht gefunkt, um irgendetwas abzusprechen und muss jetzt einsehen, dass er an uns nicht vorbeikommt, weil nach dem Abzweig des Verbindungskanals  der Ems-Jade-Kanal viel schmaler wird. So muss er warten um vorbeizuziehen, bis wir die Kesselschleuse und die drei beweglichen Brücken  bis zum Delft passiert haben. Wir legen nach der letzten Brücke am Backbordufer in Höhe der Tankstelle an. Viermal geht es mit dem Kanister zur Tankstelle und unser Tank ist recht preiswert wieder voll. 

Tankstopp in Emden

 

Danach suchen wir uns einen Platz. Der Hafenmeister war schon da, hat auch kassiert und gemeint, um die Ecke am Ratsdelft sei noch ein Platz. Dort ist es abends aber oft unruhig, wie wir auch gehört haben. So legen wir uns in die neuen Boxen nicht weit von der Eisenbahnbrücke. Trotz der häufig fahrenden Züge ist der Geräuschpegel nicht zu groß, und nachts ist es sowieso ruhiger.

In Emden besuchen wir am nächsten Tag das Maritime Museum der Freunde der Seefahrt (www.seefahrtsfreunde-emden.de ), einer Sammlung von vielen Dingen aus der Seefahrt, auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn man sich ein bisschen dafür interessiert. 

Museum der Freunde der Seefahrt

Blick aufs Ratsdelft

 

Zu Emden gehört auch immer eine Mahlzeit am Heringslogger (Fischbude am Delft), der Standort befindet sich am Ratsdelft. 

Fischbude in Emden

 

Auch hier haben wir am Abend nach einem Regenschauer wieder einen schönen Regenbogen.

Regenbogen in Emden

 

Nach den  Öffnungszeiten der Eisenbahnbrücke und der Tide planen wir unsere Abfahrtszeit für den nächsten Morgen. Um 8.55 Uhr geht es durch die Brücke und dann Richtung Schleuse Borssum und den Ems-Seitenkanal. Auch dort können wir ohne Wartezeit einfahren und schleusen in dem kleineren Teil der teilbaren Schleusenkammer.

Gemütlich geht es mit 7 km/h Richtung Oldersum. Wenn wir zu früh dort sind und noch nicht genug Wasser vor der Schleuse ist, müssen wir sowieso warten. Unser Timing passt, wir warten nur auf die Ausfahrt der Boote, die gerade eingeschleust werden. Es gibt binnen einen kleinen, recht neuen Wartesteiger auf der Steuerbordseite. 

Anleger im ESK vor Oldersum

 

Nach der Ausfahrt erwischt uns direkt der Flutstrom und wir werden mit gut 6 km/h mehr Geschwindigkeit  als normal zu Berg geschoben. Mit uns sind noch weitere Sportboote unterwegs, die aus Richtung Sperrwerk  Gandersum kommen. Auch Berufsfahrer nutzen den Tidenstrom, um Richtung Herbrum zu fahren.

Bei Km 7,6  erreichen wir die Schleuse zum Hafen Weener.